Hintergründe

Tai Chi Chuan und Qi Gong können als praktische Erfahrung der taoistischen Philosophie verstanden werden. Außerhalb dieses Weltbildes erscheinen die Wirkungen dieser Bewegungskünste schwer erklärlich, gar wundersam.
Innerhalb dieses Denkens wird die Welt als ein sich ständig wandelndes Wechselverhältnis von Yin und Yang, von Substanz und Bewegung verstanden. Das Qi (Chi) kann darin als die Kraft beschrieben werden, die den Wandel ermöglicht. Als „Wandler“ hat das Qi unzählige Erscheinungsformen, was es schwer macht den Begriff aus der chinesischen Bildsprache zu übersetzen. Da unstrittig ist, dass alles was lebt, Qi hat, wird er meist als „Lebensenergie übersetzt.

Die Beschäftigung mit dem Tao (zum Taoismus wurde sie erst in unserem westlichen Denken) ist ein Studium von Natur und Kosmos und deren Beziehung zum Menschen. Kosmos und Natur haben einen großen Einfluss auf den Menschen, können von diesem jedoch nur mit großen Anstrengung beeinflusst werden. Daher ist es für den Menschen besser und einfacher, sich den Gesetzmäßigkeiten nicht zu widersetzen, sondern diese zu kennen und sich harmonisch in diese einzufügen.
Es ist tatsächlich den meisten Menschen klar, den Körper bei einem regnerischen Novembertag zu schützen, da sonst die Gefahr besteht, krank zu werden.
Zudem wird in dieser Sichtweise das kleinste Teil als Abbild des gesamten Universums gesehen. Die Wechselbeziehungen außerhalb des Menschen können so als Mikroskop für die Prozesse im menschlichen Körper gesehen werden.

Ta Chi Chuan und Qi Gong werden somit zur praktischen Seite der chinesischen Medizin. Dabei wirken sie auf allen drei Ebenen (Krankheit/Erde, Konstitution/Mensch, Bestimmung/Himmel), denn die Langlebigkeit ermöglicht es dem Menschen, die Bestimmung zu erfüllen. Es sei an dieser Stelle betont, dass die "Bestimmung" kein von außen an den Einzelnen herangetragenes Ziel ist, sondern die Erfüllung meint vor allen Dingen, die Potentiale, die jeder Einzelne in sich trägt, zur Entfaltung zu bringen.
Tai Chi Chuan und Qi Gong können uns helfen, die Einheit der "drei Kräfte" (Körper/Erde, Verstand/Mensch und Geist/Himmel) wieder herzustellen. Sie bedingen einander und beeinflussen sich gegenseitig. Körperliche Bewegungen und Körperhaltungen haben Einfluss auf emotionale Zustände. Der Begriff "Haltung" drückt diesen Zusammenhang auch in unserer Sprache aus.
Krankeheit stellt sich in der chinesischen Medizin als "destruktive Energie(n)" dar. Mit Tai Chi Chuan und Qi Gong können diese aufgelöst und ein harmonischer Fluss der Energien ermöglicht werden.
Tai Chi Chuan und Qi Gong sind - so verstanden - Gesundheitsfürsorge. Im Üben dieser Künste übernehmen wir Verantwortung für uns selbst, (er)warten nicht länger, dass wir von außen "repariert" werden.